Es war eine aufregende spannende Zeit, die den Mitarbeitern der Banken und hauptsächlich der Sparkassen unvorstellbar viel Arbeit über viele Monate bescherte.
Trotzdem sagen wir heute, wir haben das gern gemacht und es hat letztlich auch Spaß gemacht. Es begann ja eigentlich schon mit dem für DDR-Bürger plötzlich möglichen Umtausch von 15 bzw. 100 Mark/DDR in DM an den Schaltern der Sparkassen, d. h. bereits Ende 1989 und in den ersten Monaten 1990 bildeten sich dafür Schlangen in und vor den Geschäftstellen. Es mussten auch Mitarbeiter mit diesen Aufgaben betraut werden, die sonst nicht an einer Kasse saßen.
Vielleicht erinnert sich jemand – die getauschten Beträge wurden im Personalausweis vermerkt, damit nicht mehrfach getauscht wurde.
Zu dieser Zeit ahnte noch niemand von uns, wie nah die DM bereits war.
In der Zeit vom 11.06. bis 06.07.1990 wurden in den Banken und Sparkassen die Anträge zur Kontenumstellung von Mark/DDR in DM angenommen. Dem vorausgegangen waren viele neue Bestimmungen, die alle Mitarbeiter zu verinnerlichen hatten.
Am 20.06.1990 veröffentlichte die LVZ dazu den folgenden aussagekräftigen Bericht – das Foto ist unten noch einmal in besserer Qualität zu sehen.
Zur Bewältigung der vielen Arbeit bekam die Sparkasse Arbeitskräfte aus verschiedenen Betrieben des Kreises vom 11.06. bis 13.07.1990 zugewiesen. Somit sieht man auf diesem Foto mehr Helfer als Sparkassenmitarbeiter hinterm Schalter der Hauptstelle der Kreissparkasse Grimma. Es wäre ohne diese fleißigen Helfer nicht gegangen.
Es mussten die Angaben zur Person der Antragsteller geprüft werden. Wegen der per Gesetz begrenzten 1:1 Umtauschmöglichkeiten wurde viel Geld zwischen den Familienangehörigen umgeschichtet. Und in ganz vielen Fällen mussten dafür neue Konten eröffnet werden.
Eindrucksvoll zeigt der Scherenschnitt von Maria Köhler das, was aus ihrem Atelier am 28.06.1990 um 11:30 Uhr bei der Anlieferung des DM-Münzgeldes in Grimma auf dem Markt und in der Hohnstädter Straße zeitgleich zu sehen war: Bewachung der Geldlieferungfür den gesamten Kreis an die Kreditbank (davor Staatsbank) mittels Hubschrauber, Warteschlange vor der Sparkasse und Hochzeit mit Postkutsche. Schade, dass wir nicht wissen, welches Paar gerade geheiratet hat – vielleicht melden sie sich ja?
Bereits am 26.06.1990 waren relativ unspektakulär die DM-Banknoten in Grimma eingetroffen – per LKW Lieferung an den Hintereingang der Sparkasse für alle Banken des Kreises.
Ein paar Zuschauer blieben interessiert stehen – Zeuge dessen wurden alle, die beim Gemüsehändler anstanden.
Sämtliche in der Sparkasse verfügbare Männer, egal ob Mitarbeiter oder Helfer, trugen die begehrten DM zunächst ins Direktorzimmer der Sparkasse.
Die Direktorin der Sparkasse, Heidrun Naumann, unterschreibt der Mitarbeiterin der Bundesbank den Erhalt des Geldes.
Abteilungsleiterin Christa Leuschke organisierte dann, wann und wie die anderen Banken ihre DM abholen und veranlasste den Verschluss der Sparkassen-DM im Tresor der Sparkasse. Die nächste Herausforderung war dann die Verteilung des neuen Geldes an die Geschäftsstellen der Sparkasse.
Diesen in der LVZ veröffentlichten Informationen der Sparkasse, die für alle Banken des Kreises galten, kann man den enormen, auch logistischen Aufwand entnehmen, der notwendig war, um der DM einen reibungslosen Start zu ermöglichen.
Und dann der erste Tag mit DM – Sonntag, der 01.07.1990.
Bürgermeister und Stadtdirektor von Grimma bedanken sich für die geleistete Arbeit und übergeben ein Schreiben an die Sparkassenmitarbeiter.
Die LVZ veröffentlichte am 03.07.1990 diesen Beitrag, der etwas zum Kundenandrang in Grimma am 01.07.1990 sagt.
Dies soll nur eine kleine Erinnerung an diese ereignisreichen Wochen vor 30 Jahren sein. Zur Währungsunion gehörte über viele Monate noch viel mehr – tausende Umstellungsanträge, unendliche Abstimmungsarbeiten, nachträgliche Umwertungen, Kundenanfragen zur Umstellung – letzteres bis heute.
Angela Elsner