Sparkasse in Bad Lausick

Sparkasse in der Stadt Lausigk (seit 1913 Bad Lausick)
 
Seit wann genau man sich in der Stadt Lausigk mit der Gründung einer Sparkasse befasst hat, kann leider nicht mehr nachvollzogen werden, weil die Ratsakten beim Brand des Rathauses am 17. April 1890 vernichtet wurden. Fest steht aber, dass es spätestens Ende 1847/Anfang 1848 gewesen sein muss. Denn bereits am 4. September 1848 wurde dem Königlich Hohen Ministerium des Innern die von den Stadtverordneten aufgestellte Sparkassen-Ordnung für die Stadt Lausigk und deren Umgebung vorgelegt. Die Sparkasse sollte am 01. Juli 1849 eröffnet werden, „wenn nicht eine ganz erhebliche Bedenklichkeit inzwischen auftauchen sollte”. Wegen der damaligen Zeitverhältnisse als Folge der politischen Wirren in Deutschland erging dann der Beschluss, von der Eröffnung der Sparkasse bis auf Weiteres abzusehen. Erst im Januar 1855 wurde die Angelegenheit wieder aufgenommen, worauf bereits am 31. Januar 1855 die Genehmigung zur Sparkasseneröffnung durch Königliches Dekret erteilt wurde.  Damit konnte die Sparkasse am 15. März 1855 eröffnet werden.
Der Zweck der Sparkasse war nach § 1 der ersten Sparkassen-Ordnung „Unbemittelten Gelegenheit zu geben, ihre Ersparnisse zu sammeln, sicher anzulegen und durch Zinsen und Zinseszinsen zu vermehren.”
Der Kassenraum der Sparkasse befand sich von Anfang an im Rathaus, seit 1897 im neu gebauten Rathaus (vom Brand 1890 bis 1897 in der Hauptstraße - heute Straße des Friedens, Ecke Wilhelm-Pieck-Straße). Am 29.04.1935 konnten, auch wieder im Rathaus, neue Räume für die Sparkasse mit damals neuer Einrichtung eingeweiht werden - dort blieb die Sparkasse, wie sicherlich viele noch wissen, bis November 1993, d.h. bis der Neubau an der heutigen Stelle eröffnet werden konnte.
Zunächst kam aber am 1. Januar 1909 die Stadtgirokasse Lausigk zur Sparkasse dazu, die bis zum 1. Juli 1921 und dann wieder ab 1. April 1924 gemeinsam geleitet wurden und doch eigenständige Institute waren.
Rechtsnachfolgerin von beiden Instituten wurde ab 1. Januar 1944 die Spar- und Girokasse Bad Lausick. Zu ihr gehörten per Gesetz die bis dahin auch eigenständigen Sparkassen von Geithain und Otterwisch als Zweigstellen. Diese neu gegründete Sparkasse wurde, wie alle anderen Banken auch, im August 1945 von der Sowjetischen Militäradministration geschlossen und als neues Institut  wieder eröffnet. Nun aber war die Bad Lausicker Sparkasse eine Zweigstelle der Kreissparkasse Borna. 1952 entstand durch die Kreisreform der Kreis Geithain, so dass als Folge des für die Sparkassen geltenden Regionalprinzips die Bad Lausicker Sparkasse als Zweigstelle zur neuen Kreissparkasse Geithain kam. Infolge der sächsischen Kreisgebietsreform vom 1. Januar 1994 wechselte die Bad Lausicker Sparkassenzweigstelle ab 1. April 1994 zunächst zur Stadt- und Kreissparkasse Leipzig (Fusion der Kreissparkassen Geithain und Borna mit Leipzig) und gehört  seit dem 22. April 1995 zur Sparkasse Muldental.
Da uns der Verfasser der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Sparkasse bekannt ist, wissen wir, dass 1930  Inspektor Hugo Bockwitz der Kassenleiter der Sparkasse in Bad Lausick war. Wenn wir den Namen im Protokollbuch des Verwaltungsrates von 1938 richtig gelesen haben, war zu diesem Zeitpunkt ein Herr Rockritz in dieser Funktion.
 
Doch zurück zur früheren Geschichte der Sparkasse:
Das Verwaltungsorgan der zur Gründung selbständigen Sparkasse war zunächst eine städtische Deputation (1 Mitglied aus dem Stadtrat und zwei 2 Stadt- verordnete).
1930 bestand der Sparkassen-Ausschuss aus dem Bürgermeister als Vorsitzendem, 5 Stadtverordneten und dem 1. Kassenbeamten der Sparkasse. 
Aus den Jahren 1933 bis 1943 ist ein Protokollbuch dieses Verwaltungsrates der Sparkasse erhalten geblieben.
Bis 1887 beteiligte sich die Sparkassendeputation aktiv an der Erledigung der Kassengeschäfte. Ein Mitglied musste jederzeit anwesend sein, um den ordnungsgemäßen Gang der Sparkassen-Geschäfte zu überwachen - möglich, weil nur einige Stunden pro Woche geöffnet war:
Öffnungszeiten
bis 1876:
nur donnerstags und freitags
1877 bis 1881:
alle Wochentage 10 Uhr - 11 Uhr und Freitag nachmittags
1882 bis 1903:
alle Wochentage 10 Uhr - 12 Uhr und Freitag vor- und nachmittags                      
1904 bis mind.1930:
montags bis freitags 8 Uhr - 12 Uhr und 14 Uhr - 17 Uhr
sowie sonnabends 8 - 15 Uhr
                               
Zum Ende des Eröffnungsjahres der Sparkasse 1855 betrug der Einlagenbestand 15.170 Thaler (entstanden durch 466 Einzahlungen), 1874 waren es bereits 312.001 Thaler, 1875 dann 1.051.522 Mark; bis zum Ende des Jahres 1913 wurden daraus 6.438.199 Mark. Die 1909 gegründete Girokasse hatte zum 1. Juli 1921 283 Kunden, zum 1. Januar 1930 bereits 933 Kunden.
 
Die Geschichte der Sparkasse widerspiegelt die wechselvolle Geschichte unserer gesamten Region. Geblieben vom Grundgedanken der Sparkasse ist vieles: geldwirtschaftliche Kundenbetreuung, Eintreten für den Sparsinn, Sparerziehung; Unterstützen der heimischen Wirtschaft, Mittelstandsförderung; kommunale Verflechtung mit den Städten und dem Landkreis und demzufolge auch die Unterstützung gemeinnütziger Anliegen.
                                                                                                                                                                Angela Elsner
 
       
 
 
                        Königliches Dekret von 1855
Wir, Johann von Gottes Gnaden
König von Sachsen
thun hiermit kund und zu wissen, daß Wir auf den Vortrag Unserer Ministerien der Justiz
und des Inneren zu der von dem Stadtrathe zu Lausigk im Einverständnisse mit den
dasigen Stadtverordneten beabsichtigten Errichtung einer von der Stadtgemeinde
zu vertretenden Sparkasse für die unbemittelten Einwohner der Stadt Lausigk und der
Umgegend Unsere Genehmigung ertheilt und der dafür entworfenen Sparkassenordnung, unter
Bewilligung der in den §§ 14, 16, 17 und 18 in Anspruch genommenen Rechtsvergünstigungen,
Unsere Bestätigung mit der Wirkung verliehen haben, daß dem Inhalte derselben vonAllen,
die es angeht, auf das Genaueste nachgegangen werden soll.
Zu dessen Beurkundung ist hierüber dieses
Decret
ausgefertigt und unter Beidruckung Unseres Königlichen Siegels von uns eigenhändig vollzogen worden.
 
                                Dresden, den 31. Januar 1855.
 
                (L.S.)                                                                                                                                                      Johann.
                                                                                                Dr. Ferdinand Zschinsky.
                                                                                                Friedrich Ferdinand Freiherr von Beust.