Sparkasse in Naunhof

Sparkasse in der Stadt Naunhof
 
Die Sparkasse in Naunhof wurde am 16. Februar 1857 eröffnet.
Ihre ersten Statuten („Statuten der Sparkasse zu Naunhof“) waren bereits am 21.10.1856 vom Gemeinderath und dem Königlichen Gerichtsamt Brandisals Ortsobrigkeitunterschrieben worden.
In diesen Statuten heißt es u. a.:
- §.1.:    Die Sparkasse zu Naunhof hat den Zweck, dem minder bemittelten Theile der Einwohner von Naunhof, sowie der in der Umgegend gelegenen Ortschaften Gelegenheit zu verschaffen, ihre Ersparnisse auch im Einzelnen zinsbar unterzubringen.
- §.3.:    Verwaltungspersonal: Die Sparkasse wird im Namen der Stadtcommun durch hierzu beauftragte Personen (Beamte) verwaltet und besteht dieses Personal aus: einem Direktor, einem Stellvertreter desselben, einem Cassirer, einem Stellvertreter desselben, einem Secretair und drei Beisitzern aus der Mitte des Gemeinderaths.
- §.9.:    Zur Besorgung der laufenden Geschäfte versammeln sich die Beamten regelmäßig wöchentlich ein Mal und zwar vor der Hand aller Montage von
9 bis 12 Uhr Vormittags in der Rathsstube zu Naunhof.
- §.11.:   Es werden Einlagen von Zehn Neugroschen bis zu Zwanzig Thalern angenommen.
- §.12.: Wer Geld in die Sparkasse einlegt, dem wird in dem Hauptbuche ein Conto eröffnet und ein mit einer Nummer versehenes, sowie den Namen, Stand und Wohnort des Einsenders enthaltendes, auch mit dem Rathsstempel bedrucktes Sparkassenbuch, in welchem der Betrag und der Tag der Einzahlung durch die Unterschriften des Directors und des Cassirers bescheinigt worden ist und für welches bei gänzlicher Zurückzahlung des Eingelegten zwei Neugroschen erhoben werden, ausgehändigt.
                 
Ihre erste Änderung erfuhren die Statuten als „Revidierte Statuten der Sparkasse zu Naunhof” zum 01.06.1882, später erfolgten dann Nachträge, zum Beispiel 1902 wie folgt:
Absatz 2 des § 10 erhält folgende Fassung:
Der Höchstbetrag eines Einlegerkontos ist für Private auf drei Tausend Mark und für Gemeinden, Krankenkassen, milde Stiftungen, gemeinnützige und wohltätige Vereine und die unter Vormundschaftsverwaltung stehenden Gelder auf fünf Tausend Mark festgestellt und es darf daher, wenn sämtliche Einlagen eines Einlegers zu diesem Betrag angewachsen sind, kein Zuschlag der Zinsen zum Kapitale ferner stattfinden.
Genehmigt wurden die ersten Statuten (von 1856) durch königliches Decret wie folgt:
 
                Wir, Johann, von Gottes Gnaden
                König von Sachsen U. U. U.
               
thun hiermit kund und zu wissen, daß Wir auf den Vortrag Unserer
Ministerien der Justiz und des Innern zu der von dem Gemeinderathe zu Naunhof zu errichtenden, von der dasigen Stadtcommun zu vertretenden Sparkasse für Naunhof und die Umgegend Unsere Genehmigung ertheilt und die dafür entworfenen Statuten unter Bewilligung der in den §§. 19. 23. 24. und 26. beanspruchten Rechtsvergünstigungen dergestalt bestätigt haben,
daß dem Inhalte derselben genau nachgegangen werden soll.
                              
Zu dessen Urkund ist hierüber dieses
                              Decret
               
ausgefertigt und unter Beidruckung Unseres Königlichen Siegels von Uns eigenhändig vollzogen worden.
               
                Dresden, den 16. Dezember 1856
                                                                              
                                                                                                              Johann.                                              
                                                                 Friedr. Ferd. Freiherr von Beust.
Johann Heinrich August Behr.
 
 
Gut zusammengefasst hat der damalige Kassenleiter der Naunhofer Sparkasse, Herr Arno Lehmann die  ersten Jahre bis 1937 in einem Bericht, der in einer Beilage des Naunhofer Heimatblattes 1937 anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Sparkasse erschienen ist.
Hier kann man u. a. nachlesen:                
Die Sparkasse war von Anfang an im Rathaus untergebracht, nur während der Errichtung des neuen Rathauses 1891 in Kröbers Gut. Seit 1920 befanden sich die Geschäftsräume in der früheren Brauerei, die bis dahin Wohnzwecken diente. Das Gebäude wurde dazu umgebaut, eine Stahlkammer mit Schließfächern eingebaut.  1933 wurden diese Räume mit einem Anbau versehen und die Sparkasse erhielt  damit ihren Zugang wieder vom Markt aus.
Dass die Sparkasse dann noch einmal aus dem Rathaus ausziehen musste, ist sicher vielen Naunhofern noch bekannt - die damalige Geschäftsstellenleiterin Petra Pötzsch schrieb dazu:
 
In der Nacht vom 20. zum 21.12.1990 erschütterte der Brand des Rathauses die Naunhofer Bevölkerung. Viele entsetzte Menschen mussten mit zusehen, wie das Gebäude bis auf die Grundmauern vernichtet wurde. Auch die Direktorin der Kreissparkasse, Frau Naumann sowie Frau Elsner waren vor Ort und bangten mit einigen Mitarbeitern der Zweigstelle um unsere Räumlichkeiten. Glücklicherweise sorgte eine Brandmauer zwischen dem Teil des Rathauses und der Sparkasse dafür, dass wir am nächsten Tag trotzdem wieder öffnen konnten. Lediglich das Archiv der Sparkasse fiel dem Brand zum Opfer, da es sich im Dachgeschoss auf der Rathausseite befand.
 
In Vorbereitung des Rathausneubaues machte sich dann die Aufstellung eines Sparkassen-Containers auf dem Marktplatz notwendig. Diese „Übergangszeit“ dauerte vom 22.02.1993 (Tag der Geschäftsaufnahme im Container) bis zum November 1994.
Der ehemalige Sparkassen-Seitenflügel des Rathauses, der eigentlich stehen bleiben und restauriert werden sollte, brannte dann am 09.05.1993 auch noch.
Am 28.11.1994 konnte die Sparkasse ihre Geschäftsstelle im nun neu erbauten Rathaus eröffnen, nachdem zuvor am 26.11.1994 die Bürger bereits Gelegenheit hatten, bei einem „Tag der offenen Tür“ alles zu besichtigen. Weitere Umbauten und Erweiterungen folgten.
 
Zunächst kam aber durch Einführung des Gemeindegiroverkehrs am 2. Januar 1909 die Girokasse Naunhof zur Sparkasse dazu. Beide Kassen wurden zwar gemeinsam geleitet, waren aber doch eigenständige Institute. Rechtsnachfolgerin von beiden Instituten wurde aufgrund einer Neuordnung der sächsischen Sparkassen ab 1. Januar 1944 die Kreisspar- und Girokasse Grimma.Zu ihr gehörten per Gesetz die bis dahin  eigenständigen Sparkassen und Girokassen von Borsdorf, Brandis, Colditz, Grimma, Mutzschen, Nerchau, Trebsen und eben Naunhof als Zweigstellen. Diese neu gegründete Sparkasse wurde, wie alle anderen Banken auch, im August 1945 von der Sowjetischen Militäradministration geschlossen und als neues Institut  wieder eröffnet. Auch weiterhin gehörte die Naunhofer Sparkasse als Zweigstelle (z. T. auch Hauptzweigstelle genannt) zur Kreissparkasse Grimma. Während der DDR-Zeit entwickelten sich die Sparkassen laut staatlicher Vorgabe zu dem Kreditinstitut für die Bevölkerung mit einem Marktanteil von fast 100 %. Auch das Produktangebot war vorgeschrieben und bestand seit Mitte der 70-er Jahre nur aus Spargirokonto und Sparkassenbuch. Mit der deutschen Einheit änderte sich dies grundlegend. Die Sparkassen sind eigenständige Institute und bestimmen ihre Produktangebote selbst.
Mit der Fusion der Kreissparkassen Grimma und Wurzen zum 01.01.1993 gehört nun auch die Geschäftsstelle in Naunhof zur Sparkasse Muldental.
Doch zurück zur früheren Geschichte der Sparkasse, zu den Öffnungszeiten.
Wie in den ersten Statuten zu lesen ist, begann die Sparkasse
1857 mit:             
Montag von 9 bis 12 Uhr Vormittags.
In einer Veröffentlichung der Jahresabschlussbilanz zum Jahr 1889 ist zu lesen:                                                Expeditionszeit Montags und Donnerstags Vormittags 9 bis 12 Uhr
Aus einer ebensolchen Veröffentlichung von 1905 geht hervor:
Geschäftszeit jeden Werktag von 8 bis 12 vormittags und
2 bis 4 nachmittags, sonnabends von 8 Uhr vorm. bis 1 Uhr nachm. durchgehend
Aus dem Jahr 1954 sind folgende Kassenstunden bekannt:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 8.00 bis 12.30 Uhr
Mittwoch: 10.00 bis 12.30 und 16.00 bis 18.00 Uhr
Sonnabend: 8.00 bis 12.00 Uhr
 
Die Gründung der Sparkasse erfolgte 1857 unter Bürgermeister Friedrich August Hörig,
mit dem Kassierer Karl Wilhelm Thieme und dem Sekretär Friedrich Karl Markus.
Die Namen der nächsten Bürgermeister, Kassierer, Buchhalter und die des Verwaltungsrates kann man ebenfalls im Heimatblatt von 1937 nachlesen.
 
Die Geschichte der Sparkasse widerspiegelt die wechselvolle Geschichte unserer gesamten Region. Geblieben vom Grundgedanken der Sparkasse ist vieles: geldwirtschaftliche Kundenbetreuung, Eintreten für den Sparsinn, Sparerziehung; Unterstützen der heimischen Wirtschaft, Mittelstandsförderung; kommunale Verflechtung mit den Städten und dem Landkreis und demzufolge auch die Unterstützung gemeinnütziger Anliegen.
 
 Angela Elsner